Ein ambulantes Programm für Menschen mit Herz- und Stresskrankheiten.
DEAN ORNISH
Der amerikanische Arzt Dean Ornish legte 1990 eine aufsehenerregende Studie* vor, in der er letztlich mittels Herzkatheteraufnahmen nachwies, dass durch eine intensive Lebensstiländerung der Verlauf der Koronaren Herzkrankheit gestoppt, ja rückgängig gemacht werden kann.
Lebensstiländerung beinhaltet für Ornish neben Nikotinverzicht nachhaltige Änderungen in folgenden Bereichen:
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Kostumstellung hin zu einer ausgeprägt fettarmen und vegetarischen Diät
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Regelmäßiger Gesundheitssport
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Verbesserter Umgang mit Stress, u.a. mittels täglicher meditativer Praxis.
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Betonung der Bedeutung liebevoller menschlicher Beziehungen und sozialer Unterstützung, u.a. in Gruppen von Mitbetroffenen („love and support“)
Ornish erarbeitete für diese Bereiche differenzierte Programme, die sowohl präventiv wie rehabilitativ eingesetzt werden können. Dabei betont er immer wieder, dass es nicht der einzelne Baustein ist, etwa die Diät, dem die Hauptwirkung zuzuschreiben ist, sondern dass erst das Zusammenwirken aller Komponenten den Erfolg bringt. Anwendungsbereiche waren zunächst neben der Koronaren Herzkrankheit Übergewicht, erhöhte Blutfette, Bluthochdruck sowie Diabetes mellitus Typ 2 ("Altersdiabetes"). In Nachfolgestudien zeigte er, dass die von ihm propagierte Lebensstiländerung ebenfalls günstige Einflüsse auf das genetische Substrat von Alterungsprozessen sowie auf bestimmte Tumorkrankheiten wie z. B. den beginnenden Prostatakrebs hat.
Für Ornish ist der Patient in keiner Weise Befehlsempfänger oder Mündel des Arztes in Sachen Krankheit und Gesundheit, sondern eine eigenverantwortliche, mündige Persönlichkeit, die mit dem Arzt auf Augenhöhe kommuniziert. Eigenverantwortung bedeutet aber auch Eigenaktivität. Erfolg wird sich nur einstellen, wenn der Patient selbst an seiner Gesundung und Gesunderhaltung aktiv mitwirkt.
Damit entspricht Ornishs Konzept wesentlichen Grundzügen, die auch die Anthroposophische Medizin auszeichnen. Sie baut ebenfalls auf die Eigenaktivität des Patienten, setzt den Willen, wieder gesund werden zu wollen, voraus und ermuntert jeden einzelnen, selbst an der Therapie mitzuwirken. Denn Gesundheit muss immer wieder aufs Neue erworben werden. Sie ist ein dynamischer Prozess.
* "Can lifestyle changes reverse coronary heart disease? The Lifestyle Heart Trial."
Lancet 1990; 336: 129-133
Eine eingehende, auch für medizinische Laien gut lesbare Darstellung des Konzeptes ist das Buch:
Dean Ornish: "Revolution in der Herztherapie"
überarb. Neuauflage 2010, Lüchow Verlag
Prof. Dr. Dean Ornish über Heilung
ANTHROPOSOPHISCHE MEDIZIN
Anthroposophische Medizin ist eine integrative Medizin, die sich aus drei Quellen speist: zum einen aus der naturwissenschaftlichen, konventionellen Medizin mit deren Methoden und Ergebnissen, zum anderen aus einem ganzheitlichen Naturverständnis und geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen über Seele und Sein des Menschen. Alle drei gehören untrennbar zusammen. Für anthroposophische Ärzte bilden leibliches und seelisches Leben gemeinsam mit der Individualität des Menschen eine Einheit, sie beeinflussen sich wechselseitig. Dies in Diagnostik und Therapie zu berücksichtigen, ist eine der wesentlichen Grundlagen Anthroposophischer Medizin.
Dabei ist sie keine „Alternativmedizin“ – sie will die konventionelle Medizin nicht ersetzen. Im Gegenteil – sie steht auf deren naturwissenschaftlicher Basis, geht dann aber noch einen Schritt weiter. Das heißt: Sie setzt alles ein, was die naturwissenschaftliche Forschung an nützlichen Erkenntnissen bereithält, und beinhaltet einen modernen naturheilkundlichen Zugang zu Heilmitteln aus der Natur. Darüber hinaus erfasst sie den Menschen als Subjekt in seiner Gesamtpersönlichkeit und in seinen Lebensbesonderheiten nach menschenkundlichen Gesetzmäßigkeiten.
Anthroposophische Medizin ist so zeitgemäß, weil sie den Menschen in seiner gesamten Persönlichkeit umfassend berücksichtigt. Patienten wollen heute nicht mehr nur auf ihre Krankheit reduziert werden, sondern als Partner des Arztes respektiert und in die Therapie eingebunden werden.
In einer Zeit, die immer mehr die Eigenverantwortung und Eigeninitiative des Einzelnen im Gesundheitswesen anmahnt, ist eine Medizin, die diese Aufgabe methodisch ernst nimmt, eine gesellschaftliche Notwendigkeit. In einer Zeit, die trotz pluralistischer Gesellschaft verstärkt verallgemeinert, pauschaliert und normiert, ist mehr denn je eine Medizin gefordert, die differenzierte, ganzheitliche Angebote macht und die Individualität des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Eine Medizin, die Patienten in die Lage versetzt, selbst mit zu entscheiden, welches therapeutische Vorgehen ihnen entspricht, um eine Krankheit zu überwinden und als Chance für die eigene Entwicklung zu verstehen. Gerade deshalb ist Anthroposophische Medizin heute so notwendig und zeitgemäß.
Detaillierte Informationen erhalten Sie demnöchst in den nachstehend zum Download bereit gestellten Broschüren.
CHARTA DER HERZSCHULEN
Im Januar 2012 haben die Herzschulen von Berlin, Hamburg, Herdecke und München eine Charta erarbeitet, in der sie die wesentlichen, sie alle verbindenden Grundpositionen ihres Selbstverständnisses formulierten. Der Text wurde in der Folgezeit wiederholt geringfügig überarbeitet.
"Die Herzschule ist eine interdisziplinäre ärztlich–therapeutische Initiative für Menschen mit Herz-/Kreislauf- und/oder Stresserkrankungen. Wir wenden uns an Betroffene unter Einbeziehung ihrer Lebenspartner und Lebenspartnerinnen.
Grundlage unserer Arbeit ist ein ganzheitliches Menschenbild aus Körper, Seele und Geist. In diesem Sinne verstehen wir das Herz als Bewegungs-, Rhythmus- und Beziehungs- sowie als Wahrnehmungsorgan.
Die Herzschule begreift den Prozess von Gesundheit und Krankheit im Kontext der Lebensgeschichte eines sich entwickelnden Menschen.
Im Zusammenklang von Bewegungsangeboten, künstlerischen Therapien, Ernährungsschulung sowie ärztlicher und seelischer Begleitung wird Lebensstilveränderung angeregt und unterstützt. Unser Ziel ist es, die Selbstheilungskräfte durch schöpferische Eigenaktivität, Achtsamkeit und Lebensfreude zu fördern. Die soziale Gemeinschaft öffnet einen Erfahrungs- und Entwicklungsraum zur individuellen und selbstverantwortlichen, herzgesundenden Lebensgestaltung.
Aus diesem Verständnis heraus stehen die Teams der Herzschulen miteinander in Verbindung, unterstützen sich gegenseitig und stimmen sich in den Grundlinien der Arbeit ab."
Plenum der Herzschulen, Schönwag, den 30. Januar 2016